Getreu diesem Motto feiert eine große Mehrheit des Gemeinderats die angeblich segensreichen Wirkungen von Tunnels. Die Lebensqualität in der Stadt sei gar von Tunnelbauten abhängig, so die SPD. Und die CDU überschlägt sich mit immer absurderen Forderungen nach neuen Röhren im Untergrund: Angefangen mit dem Ostheimer Tunnel, der Überdeckelung der Kulturmeile, die Langtunnelvariante für den Filderaufstieg und zuletzt die Untertunnelung von Bad Cannstatt. War da nicht was? Ja: Fakten. Das Projekt Rosensteintunnel entwickelt sich zum Schwarzen Loch für Steuergeld. Nach aktueller Hochrechnung absorbiert das Vorhaben 294 Mio. Euro. Ursprungskalkulation: 193 Mio. Euro. Vergessen scheint auch die komplexe Geologie. Der quellfähige Anhydrit drückt seit Projektabschluss auf den Engelbergtunnel. Nun steht die vierte Sanierung an. Kostenpunkt: 110 Mio. Euro.
Die Betriebsrisiken für Stuttgart 21 mit über 60 Kilometer Tunnels wurden von den DB-eigenen Gutachtern Ernst Basler & Partner als erheblich eingestuft, eine risiko- bzw. unterhaltsfreie Nutzungsdauer über Jahrzehnte nicht zuverlässig sicherzustellen. Pro Schadensfall rechne man mit bis zu 195 Mio. Euro Kosten. Der Bahnbetrieb käme zum Erliegen. Doch nicht nur Risiken für die Infrastruktur, deren Kosten um den Faktor 7 bis 20 höher liegen als bei offener Bauweise, auch die Unterhaltskosten für Tunnels sind für den Baulastträger ungleich höher. Sie liegen bei bis zu zwei Prozent der Investitionskosten pro Jahr. Vergessen wird auch die Tunnelüberwachung: Ab 2020 muss die Stadt zehn Operatorenstellen finanzieren. SÖS LINKE PluS sagt: Wer propagiert, teure Tunnels seien Teil der Lösung, der hat den Bezug zu nachhaltiger Haushaltsführung verloren.