Es geht um einen kreisrunden Zaun am Pragsattel, in dessen Innerem sich die Natur „ohne unser Zutun manifestieren“ solle. So beschrieb es der Künstler Heman de Vries, als er sein Werk „Sanctuarium“ (Heiligtum) im Jahr 1993 vorstellte. Auch der Standort war kein Zufall: Nach Aussagen des Künstlers sollte das Werk in der „giftigen Abgas-Atmosphäre“ inmitten von mehrspurigen Hauptverkehrsadern stehen.
Das wäre alles unproblematisch, wenn sich nicht zwischenzeitlich etwas getan hätte: Wer sich heute die Mühe macht, einen Rasenmäher an den Pragsattel zu schaffen und über den Zaun des Sanctuariums zu heben wird enttäuscht sein: Dort gibt es rein gar nichts mehr zu Mähen. Der Grund dafür ist, der Kahlschlag nach Angaben des zuständigen Amts leider „gärtnerisch zu gründlich umgesetzt worden“ ist. Der Oberbürgermeister ließ gar verlautbaren: „Es wurde nichts gerodet. Die Pflanzen wurden lediglich stark zurückgeschnitten.“
An diese eigenwillige Sichtweise schließen sich mehrere Fragen an: Wenn dort angeblich nichts gerodet wurde, wie bezeichnet die Stadt einen Zustand, wenn alle Gewächse bis auf die Grasnabe heruntergeschnitten wurden? Welche Beweggründe hatte die Stadt, dem Sanctuarium einen Kahlschlag zu verpassen? Wie hält es die Stadt denn mit der Kunst? Und mit Blick auf den Künstler und sein Werk sei gefragt: Können Schadensersatzforderungen des Künstlers Herman de Vries auf die Stadt zukommen? Die wenig überzeugenden Erklärungen der Stadt bestärken uns in dem Antrag, dass diese Fragen im zuständigen Ausschuss in öffentlicher Sitzung geklärt werden. Wiedergutmachen lässt sich der Schaden nicht, aber Ausgleichsmaßnahmen und eine Entschuldigung sind das Mindeste, was jetzt zu tun ist.