128 Stellenschaffungen im Jugendamt

Wir beantragen:

  1. Alle durch das Jugendamt beantragten Stellen werden geschaffen, das sind insgesamt 128 Stellen, davon 51,88 Stellen außerhalb des Kita-Bereichs. 68,8 Stellen für den Bereich Kindertageseinrichtungen. Bei insgesamt 31,5 Stellen soll der KW-Vermerk entfallen.
  2. Die Budgets für Fortbildung und für Supervision und Praxisentwicklung werden auf den Stand von 1999 angehoben und dann proportional zur Personalstärke weiterentwickelt.
  3. Mit den Stellenschaffungen werden auch weitere Arbeitsplatzkosten wie Raum- und Sachkosten in den Budgets erhöht.

 Begründung:

Die Arbeitsfähigkeit des Jugendamtes ist für die Zukunftsfähigkeit des städtischen Gemeinwesens zweifelsohne bedeutend und es ist bekannt, dass zahlreiche Stellenbedarfe bereits zum wiederholten Male angemeldet wurden. Aus vielen Schilderungen und auch Vergleichen zu anderen Kommunen und zu fachlichen Empfehlungen wurde deutlich, dass das Jugendamt keine übertriebenen Personalausstattungen vorschlägt, sondern hier hoher Nachholbedarf besteht. In der Vergangenheit wurden viel zu oft fachliche und strukturelle Entwicklungen auf Kosten des bestehenden Personalkörpers vollzogen. Die notwendige Stellenausstattung muss folgen.

Es würde zu weit führen, alle Stellenanträge des Jugendamtes im Einzelnen nochmals zu begründen, zumal das Amt seine Anträge immer selbst gut begründet. Einige beispielhafte Begründungen sollen die Notwendigkeit der Stellenschaffungen verdeutlichen. Für alle Dienste, die hier nicht erwähnt wurden, gelten es ebenso berechtigte Argumente zur Stellenschaffung.

Bei den Sachbearbeiter_innen für Datenschutz und den Sachbearbeiter_innen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz handelt es sich um zwingende gesetzliche Aufgaben. Ein Amt mit 4300 Beschäftigten agiert in verschiedensten Arbeitsfeldern – verteilt auf 240 Adressen -, mit hochsensiblen Bürger- Sozial- und Personaldaten, welche immer komplexer auch in automatisierten Verfahren, gehandelt werden. Dies kann nicht nebenbei ohne eigene Personalressource erledigt werden. Es ist absurd, solche Stellenanträge abzulehnen, mit dem Hinweis, dass keine Aufgabe neu oder kein Zuwachs in den letzten beiden Jahren belegt sei. Vielmehr ist es wohl so, dass die Stadt hier schon jahrelang ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Das kann nicht so bleiben.

0,5 Sachbearbeitung Verwaltung Personalzimmer – Die einstmals 36 Personalzimmer werden seit Jahren von einer Kraft in der Verwaltung zusätzlich zum eigentlichen Aufgabengebiet verwaltet, das sicher auch nicht weniger geworden ist. Die Aufgabenvermehrung auf 75 Zimmer ist nicht in 2 Jahren geschehen, daher nicht relevant? Wer Mietraum verwaltet mit einer vollen Fluktuation ca. alle 1 ½ Jahre weiß, dass das nicht ohne Personalressource geht.

0,5 Sachbearbeiter Gebührenveranlagung – Angeblich wird kein Schaffungskriterium erfüllt. Doch es wurden Kitaplätze und Schulkinderbetreuung in 2 Jahren um 20% gesteigert! Es wurde darüber hinaus sogar viel mehr geschafft, aber eben über einen längeren Zeitraum. Zudem müssen Bearbeitungszeiten verbunden mit Nachforderungen an Eltern verkürzt werden.

Bei der Praxisberatung für Ganztagesschulen und Schülerhäuser ist nicht nur eine Arbeitsvermehrung eingetreten, sondern es ist sogar ein praktisch neues Aufgabenfeld entstanden, das fachlich zu unterstützen ist. Der Gemeinderat hat hohe fachliche Ziele und Standards beschlossen, jetzt muss auch der Support geschaffen werden!

Praxisberatung wirtschaftliche Jugendhilfe – Ein seit Jahren wiederholt gemeldeter Bedarf, der angesichts der wachsenden Altersfluktuation und aufgrund sich verändernder fachlicher Anforderungen (UMF) noch verstärkt. Die Mitarbeiter/innen der WJH verantworten hohe Finanzsummen, Wer hier nicht für gute rechtliche Beratung, Aktualisierung des Wissens und fundierte Vertretung vor Gerichten sorgt, riskiert mehr als nur eine Jahreslohnsumme.

Sachbearbeiter und Sekretariate in den Beratungszentren – Die Bevölkerung von Stuttgart, die diese Dienste in Anspruch nehmen kann, ist nicht in 2 Jahren um 20% gewachsen. Aber laufend kamen neue gesetzliche Standards und fachliche Weiterentwicklungen dazu, zudem hat beschloss auch der Gemeinderat neue Aufgaben. In den Beratungszentren gibt es seit Jahren eine Aufgabenvermehrung und die Anhebung fachlicher Anforderungen und Regularien (Kinderschutz) an die Mitarbeiter_innen und daher eine kontinuierliche Arbeitsverdichtung. Standards können nicht mehr eingehalten werden (Kinderschutz müsste im Tandem bearbeitet werden, jeder Jugendliche müsste im Gerichtsverfahren begleitet werden, halbjährliche Hilfeplangespräche und jährliche Falleingaben bei Hilfen zur Erziehung sind vorgesehen). Im Vergleich zu anderen Jugendämtern liegt die Personalausstattung in der LHS am unterem Ende.

Durch die hohe Geburtenrate ist auch die Personalausstattung für Willkommensbesuche deutlich zu wenig. Die ehemalige Jugendgerichtshilfe kam dem Fallaufkommen schon nicht nach, dann hat man diesen qualifizierten Sonderdienst in den Aufgabenkanon der Beratungszentren integriert, ohne insgesamt Stellen aufzustocken. Dieser Fehler ist auszumerzen.

Ständig zu kurz kommen am Ende die Sekretariate, die Dreh- und Angelpunkt jeder Organisationseinheit sind. Die Sekretärinnen in den Beratungszentren gestalten den ersten Kontakt für die Bürger. Auch hier braucht es qualifizierte und belastbare Mitarbeiter_innen.

Sozialarbeiter für Bereitschaftspflege und Pflegekinderdienst sind für Pflegefamilien zuständig, die eine gute und qualitativ hochwertige Alternative zur stationären Unterbringung in Heimen und Wohngruppen sind. Pflegefamilien müssen gewonnen, geschult und begleitet werden, da sie vor allem Kinder zu sich nehmen, die aus Multiproblemfamilien kommen. Dafür braucht man hauptamtliche Begleitung. Im Vergleich zu Heimen, sind dies individuelle Hilfen, die auch deutlich preiswerter sind als ein Heimplatz. Jede Stellenschaffung ist ein Gewinn für die Kinder, die Herkunftsfamilien und die Pflegeeltern. Fehlt hier Personal, können Pflegestellen nicht rekrutiert, geschult und betreut werden. Stattdessen werden teure Plätze in stationären Einrichtungen außerhalb Stuttgarts belegt (auch hier ist das Angebot in Stuttgart zu knapp), was unserem Konzept widerspricht und erheblich teurer ist.