Breuninger feiert das sogenannte Dorotheenquartier als „neue urbane Mitte“ mit „völlig neuer Ästhetik“. Der Handelsverband strahlt: „Die Reichen vom Killesberg müssen nun nicht mehr nach München oder Paris fahren.“ Da sind wir alle doch sehr erleichtert! Im „Müllaneo“ und Gerber können sich dann die weniger Betuchten tummeln. Dem Baudenkmal Bonatzbau soll bald ein weiteres Hotel plus Shopping Mall noch den Rest geben. Hauptsache in Stuttgart bewegt sich der Mensch vor allem vom einen zum nächsten Konsumtempel und spült Geld in die Kassen. Der öffentliche Raum und die Zeit der Menschen wird immer weiter der Kommerzialisierung unterworfen. Dazu passt, dass die Handelskonzerne und ihre Funktionäre regelmäßig und lautstark fordern, die Regeln für verkaufsoffene Sonntage zu lockern. Mit der Parole „Selbstbestimmter Sonntag“ trommelt z.B. der Handelsverband Deutschland für mehr Sonntags-Shoppingrummel. Ein Hohn auf die Verhältnisse im Einzelhandel, wo vor allem Frauen mit „Arbeit auf Abruf“ von Selbstbestimmung nur träumen können. Für sie sind ihre Arbeitszeiten wenig planbar, und von Montag bis Samstag, von morgens bis in den Abend hinein. Dagegen kämpft die Gewerkschaft ver.di, zum Schutz der Einzelhandelsbeschäftigten. Wenigstens ein planbarer Ruhetag in der Woche für Familie, Freunde, Kultur ist das Minimum. Niemand braucht den Sonntag, um einkaufen zu können. Viel wichtiger als Shoppen ohne Ende ist der Schutz und die Gesundheit der Beschäftigten. Der Konkurrenzkampf im Einzelhandel darf nicht mit immer längerer Öffnungszeit auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Da sind wir mit ver.di und den Kirchen einer Meinung. Der Gemeinderat sollte ihnen statt den Handelskonzernen den Rücken stärken!