In den Jahren 2005 bis 2014 sind die Mieten in Stuttgart durchschnittlich um 25 Prozent gestiegen. Nicht nur, dass man in der Landeshauptstadt innerhalb von zehn Jahren ein Viertel mehr für die Wohnung zahlen muss, die Stadt möchte offensichtlich an dieser Profitspirale teilhaben: Die stadteigene Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) stellt neben Sozialwohnungen auch einen Jahresüberschuss von 14 Millionen Euro bereit und ist mit einer Eigenkapitalrendite von 5,9 Prozent auf Augenhöhe mit privaten Wohnungsbaugesellschaften.
Nun will die SWSG die Keltersiedlung in Zuffenhausen abreißen. Auf Anfrage unserer Fraktion antwortet der Oberbürgermeister „Die 105 Altbaueinheiten lassen sich technisch und wirtschaftlich nicht mehr modernisieren“.
Ende September war auf der Demonstration von langjährigen Mietern zu hören, dass die SWSG auch auf Bitten der Mieter seit rund zwanzig Jahren wenn überhaupt nur noch das nötigste in die Häuser der Keltersiedlung investiert. Das war aber nicht genug: zwei Architekten, einer davon Roland Ostertag, haben die Keltersiedlung unter die Lupe genommen und kamen zu folgendem Ergebnis: die Wohnungen seien zwar verlebt, aber die Bausubstanz vollkommen in Ordnung und somit keineswegs abbruchreif. Auf mehrfache Einladung der Mieter war die SWSG nicht bereit, einen eigenen Architekten zu schicken. Wer so auftritt, hat kein Interesse an Glaubwürdigkeit und entfernt sich vom sozialen Auftrag: bezahlbaren Wohnraum für alle Stuttgarter_innen bereitzustellen. Die 200 Demonstranten in Zuffenhausen waren ein Anfang – oder wie es Joe Bauer in seiner Rede sagte: „Wir als Bürgerinnen und Bürger haben das verdammte Recht und die Pflicht, um vernünftige Wohnungen zu kämpfen“.