Zum aktuellen Wintersemester 2015/16 vermeldete das Studierendenwerk Stuttgart alarmierende Zahlen: Ende September 2015 standen 3.762 Menschen auf der Warteliste für Studierendenwohnheime, obwohl 2705 freiwerdende Zimmer vergeben werden konnten. In Hohenheim (Studierendenwerk Tübingen) musste bei 1.441 Bewerbungen ein Bewerbungsstopp verfügt werden. [Quelle: StN vom 06.10.2015, S.15]
Diese Entwicklung verwundert nicht: Die Zahl der Bewerbungen an der Uni Stuttgart ist seit 2004 von 8.700 auf zuletzt 31.300 Bewerber gestiegen. Die Zahl der Studierenden im Bereich des Studierendenwerks Stuttgart hat sich seit dem Wintersemester 2005/2006 von etwas über 35.000 Studierende auf knapp 70.000 Studierende im Wintersemester 2014/15 nahezu verdoppelt! Dem stehen gerade einmal 6.698 (Jahr 2014) Wohnheimplätze gegenüber. [Quelle: StN vom 06.10.2015, S.15; Geschäftsbericht Studierendenwerk 2014]
Mit seinen zahlreichen Hochschulen (Uni Stuttgart, DHBW, Hochschule für Technik, Hochschule der Medien, Akademie der Bildenden Künste, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, …) ist Stuttgart auch innerhalb der Region der absolute Schwer- und Mittelpunkt. Die Zahl der Studierenden wurde 2014 für Stuttgart auf 60.754 beziffert – das entspricht beinahe 10% der Einwohner der Landeshauptstadt [Statistisches Jahrbuch 2014/2015, S.180].
Dementsprechend werden auch die Mieten für Studierende immer teurer. Nach Zahlen des Immobilienentwicklers GBI zahlten Studierende durchschnittlich für ein WG-Zimmer zuletzt 390€ in Stuttgart, das somit hinter München, Frankfurt a. M. und Hamburg bereits auf Platz 4 lag. Nach Zahlen von Destatis trifft dies Studierende auch deshalb besonders hart, weil sie noch hinter Arbeitslosen und Rentnern über das durchschnittlich niedrigste Einkommen verfügen.
Das Problem des fehlenden Wohnraums ist schon lange bekannt: Am 18. März 2015 titelten die Stuttgarter Nachrichten „1400 Wohnheimplätze fehlen“. In diesem Artikel ist von rund 5.000 Wohnheim-Bewerbungen beim Studierendenwerk Stuttgart pro Wintersemester die Rede, dem gerade einmal 288 jeweils neu zu vergebende Plätze gegenüberstünden. Der Sprecher der Stadt Stuttgart, Sven Matis, wird mit den Worten zitiert: „Wenn es darum geht, den Wohnungsmarkt insgesamt zu entspannen, wird es auch um Studenten gehen“. OB Kuhn versprach bereits vor Amtsantritt, sich dieses Problems anzunehmen.
Wir fragen:
1. Welche Ergebnisse hat das „Bündnis für Wohnen“ hinsichtlich der Schaffung von Wohnraum für Studierende bereits erzielt?
2. Wie gestaltet sich die Kooperation zwischen LHS und den Studierendenwerken? Wurden in den letzten drei Jahren stadteigene Grundstücke an die Studierendenwerke veräußert oder in Erbbaupacht vergeben, damit diese dort günstigen Wohnraum schaffen konnten?
3. Was gedenkt die Stadt zukünftig im Bereich des studentischen Wohnens zu tun? Gibt es eine Zielgröße an Wohnheimplätzen oder Wohnraumeinheiten, die kurz- und mittelfristig jährlich geschaffen werden soll?
Wir beantragen gemäß Gemeindeordnung §34 (1) für die übernächste Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen:
4. Der Geschäftsführer des Studierendenwerks Stuttgart, Hr. Burchard, wird in den Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen eingeladen und informiert die Mitglieder über das Thema studentisches Wohnen.
Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS