Als im Jahr 2012 die GUS von der Landeshauptstadt damit beauftragt wurde, die Schullandschaft der berufsbildenden Schulen zu analysieren, gingen Verwaltung und Gemeinderat einen seinerzeit logischen Schritt. Die Schulen sollten auf den demografischen Wandel vorbereitet werden; einem Rückgang in einigen Ausbildungsberufen und dem Trend zu Gymnasien (mit Übergangsquoten Grundschule – Gymnasium von teilweise bis zu 80%) und Studium sollte Rechnung getragen werden.
In ihrer Analyse ging die GUS davon aus, dass sich die Schülerzahl der beruflichen Schulen des Jahres 2013/14 von 29.690 bis ins Jahr 2017/18 konstant halten würde (29.629), um dann auf 26.671 im Schuljahr 2022/23 abzusinken. Vor diesem Hintergrund entschied der Gemeinderat nach vorangegangenen intensiven Diskussionen am 05.03.2015 bei einer Enthaltung einstimmig, die vorgeschlagenen Szenarien von der Verwaltung prüfen zu lassen.
Damals war allerdings nicht abzusehen, dass sich die Bevölkerungsstruktur innerhalb kurzer Zeit stark verändern würde. Heute sind 7.800 Flüchtlinge in Stuttgart untergebracht, bis Ende des Jahres dürfte die Zahl steigen. Nach Schätzungen des BAMF sind ein Viertel der Flüchtlinge Kinder, ein weiteres Viertel ist im Alter zwischen 16 und 25 Jahren – im Berufsschulalter.
Den Berufsschulen wird bei der Integration und Berufsqualifizierung der jüngeren Flüchtlinge eine Schlüsselrolle zukommen. Schon heute sind an den Schulen zahlreiche VAB-O-Klassen eingerichtet. Sollten die Pläne der Wirtschaft gelingen, Flüchtlinge verstärkt in Mangelausbildungsberufen unterzubringen, dürften dadurch auch die Zahlen der entsprechenden Berufsschulklassen wieder ansteigen.
Vor diesem Hintergrund muss die tatsächliche Einleitung der Umsetzung des Schulentwicklungsplans genau überdacht werden. Denn wenn hier über die nächsten Jahre Raumkapazitäten abgebaut werden, fehlen diese möglicherweise, um auf den Zuzug der Flüchtlinge im Schulbereich zu reagieren. Außerdem würden die Schulen neben der großen Aufgabe der Integration durch die Umgestaltung der Schullandschaft massiv zusätzlich belastet werden.
Um den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden, fragen wir deshalb die Verwaltung:
1. Wie viele der in Stuttgart untergebrachten Flüchtlinge in absoluten Zahlen sind im Alter von 16-25? Und wie viele sind unter 16 Jahren alt?
2. Kann die zukünftige Beschulung der Flüchtlinge – die nach der Sekundarstufe I maßgeblich von den beruflichen Schulen getragen werden dürfte – auch dann sichergestellt werden, wenn der SEP wie angedacht beschlossen wird?
3. Ist aktuell von Seite der Verwaltung geplant beim SEP der Beruflichen Schulen nachzusteuern?
Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion, CDU-Gemeinderatsfraktion, FDP, Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion, Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS, SPD-Gemeinderatsfraktion