Jedes Jahr zu Semesterbeginn, wenn die neuen Studierenden an die Hochschulen strömen, kann man in den Stuttgarter Zeitungen dasselbe lesen: Eine preisgünstige Wohnung oder gar nur ein Zimmer zu finden, bleibt für viele ein Wunschtraum. Allein 3.753 Bewerbungen können beim Studierendenwerk Stuttgart nicht versorgt werden, weil sämtliche Wohnheimplätze belegt sind. Weitere 500 stehen in Hohenheim auf der Warteliste.
Auf dem freien Wohnungsmarkt sieht es kaum besser aus: Wuchermieten von 400 Euro lediglich für ein einzelnes WG-Zimmer sind keine Seltenheit mehr. Viele Studierende werden so zum Pendeln gezwungen, wertvolle Zeit im dichtgepackten Bachelor-/ Mastersystem bleibt buchstäblich auf der Strecke.
Abhilfe könnte durchaus geschaffen werden: In Wohnheimen entsteht günstiger Wohnraum, viele Menschen können auf engstem Raum untergebracht werden. Mit dem Studierendenwerk stünde der Stadt ein starker Partner bereit. Solange Grundstücke aber bevorzugt an finanzstarke Investoren vergeben werden, kann das Studierendenwerk als öffentliche Anstalt nicht helfen, die Wohnungsnot zu lindern.
Die Gesamtentwicklung in Stuttgart spricht Bände: Zwischen 1987 und 2012 ist die Zahl der sozial gebundenen Wohnungen von rund 34.000 auf nur noch 16.000 zurückgegangen; für 2017 werden nur noch 14.000 prognostiziert. Gleichzeitig wird die Konkurrenz um günstigen Wohnraum ständig größer: Die Zahl der Studierenden steigt Jahr für Jahr und die wachsende Zahl an Flüchtlingen, von denen viele dauerhaft bleiben werden, muss ebenfalls versorgt werden – um nur zwei Beispiele zu nennen.
Hier zeigt sich ganz klar das Versagen der Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte, doch ein Umdenken ist noch lange nicht in Sicht.