Am 11. 9. trafen die aus 13 Ländern angereisten Delegierten des Comité International de Mauthausen (CIM) im Kleinen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses zu ihrer Arbeitssitzung zusammen. Das Besondere war, dass der internationale Interessensverband der Häftlinge des KZ Mauthausen zum ersten Mal seit seiner Gründung 1952 im ehemaligen Westteil Deutschlands tagt und das im siebzigsten Jahr nach der Befreiung vom Nationalsozialismus.
Ins KZ Mauthausen oder in eines der etwa 49 Außenlager waren viele Menschen aus Stuttgart deportiert worden. Einer der Prominentesten und 1941 im KZ Verstorbene war der Jude Otto Hirsch. Die Brücke von Hedelfingen nach Obertürkheim ist nach ihm benannt. Ein Stolperstein in der Eberhardstraße 35 erinnert an den bekannten jüdischen Sportler und zweitweisen Schiedsrichter der „Stuttgarter Kickers“, Julius Baumann. Die beiden Kommunisten Julius Schätzle und Otto Wahl haben das KZ überlebt. Otto Wahl war 1954 Mitbegründer der Lagergemeinschaft Mauthausen mit Sitz in Stuttgart. Er war bis 1996 westdeutscher Delegierter im Comité International de Mauthausen und gehörte dem illegalen Häftlingswiderstand an.
Im Sommer 1944 hat sich der illegale Häftlingswiderstand als internationale Struktur im Lager konstituiert. Das CIM ging aus ihm hervor. Als die Überlebenden in ihre Länder zurückgekehrt waren, schlossen sie sich in Interessensverbänden, sogenannten Lagergemeinschaften zusammen. Das CIM hat gegenwärtig Mitglieder aus 21 Ländern. Die Vereinstätigkeit erstreckt sich über die ganze Welt.
Die Einladung zu dieser Arbeitssitzung sprach das Mauthausen Komitee Stuttgart aus, das seit 1998 im CIM mitarbeitet und dort die Nachfolge von Otto Wahl angetreten hat. Infos: http://www.cim-info.org/
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