Mietpreisexplosion

Die Mieten kennen in Stuttgart nur eine Richtung: Steil nach oben. Der neue Mietspiegel übersetzt diese Entwicklung in repräsentative Zahlen. Im Mittel müssen die Menschen 7,7% mehr Geld aufbringen, als 2012. Das bedeutet bei einer 50m²-Wohnung einen Preissprung von 41,50 Euro pro Monat. Erschreckend ist hier die Dynamik im Vergleich der vorangegangenen Mietspiegel von 2010 auf 2012 (+40 Cent/m²) und 2012 auf 2014 (+83 Cent/qm). Besonders rasant geht es jedoch im Altbau mit Baujahr vor 1975 zu, wo Modernisierungen und energetische Sanierungen voll auf die Mieten durchschlagen. Mit 9,2% Steigerung in diesem Segment, das 70% der Wohnungen ausmacht, trifft die Entwicklung besonders Menschen mit geringen Haushaltseinkommen, von denen viele trotz Arbeitsverhältnis oder einer soliden Rente durch die hohen Mieten und Mietnebenkosten unter die Armutsschwelle gedrückt werden. Vermieter dürfen nun wieder leistungslos den Mietern mit Verweis auf die ortsüblichen Vergleichsmieten in die Tasche greifen. Doch wo liegen die Ursachen für diese Preisschübe? SÖS-LINKE-PluS weist seit Jahren auf zentrale Fehler der Stadt hin. Zum einen hat Stuttgart zwischen 2000 und 2012 Bauland im Umfang von 780 Mio. Euro meistbietend privatisiert und damit Öl ins Spekulationsfeuer der Projektentwickler gegossen, die am Markt heute spektakuläre Renditen mit den Bodenwerten erzielen. Mit Zustimmung des Gemeinderats wurde gleichzeitig der Ausstieg aus dem sozialen Wohnungsbau vollzogen, die städtischen Förderprogramme für sozial gebundenen Mietwohnraum eingeschmolzen. Korrekturen dieser Fehlentscheidungen fallen bislang dürftig aus, sodass die Zahl der von Wohnraumnot Betroffenen weiter ansteigen wird. Der Mietspiegel 2016 wird dies belegen.