Haben Sie Kinder? Dann haben Sie Pech gehabt, denn in Stuttgart sind Sie mit einem oder mehreren Kindern aller Wahrscheinlichkeit nach Armutsgefährdet. Richtig gelesen; Kinder sind mittlerweile ein Armutsrisiko. Als Alleinerziehende sind sie vermutlich arm. Jedes 7. Kind in Stuttgart lebt in Armut, jedes 5. Kind ist armutsgefährdet. Sind Menschen einmal arm, dann geraten sie in eine Abwärtsspirale. Kinder in Armut sind ihr Leben lang dadurch geprägt. Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es, diese Spirale zu durchbrechen und allen Kindern und Menschen dieselbe Teilhabe bei Bildung, Beschäftigung und Freizeit zu ermöglichen und ihnen nicht auch noch Steine in den Weg zu legen.
Der Fachkräftemangel in Kindertagesstätten ist ein solcher Stein. Tausende Kinder haben noch keinen Kitaplatz in Stuttgart. Das bedeutet für mindestens einen Elternteil, noch nicht einmal in Teilzeit arbeiten zu können. Statt Erzieher:innen endlich höhere Löhne zu bezahlen, hat die Landesregierung vorgeschlagen zukünftig mehr Kinder in Kitagruppen unterzubringen. Als Folge werden Erzieher:innen noch mehr belastet und Kitas verkommen zu reinen Verwahreinrichtungen für Kinder. Der Oberbürgermeister und die Bildungsbürgermeisterin setzen dem noch eins drauf und schlagen vor Kitagebühren zu erhöhen, um damit die Nachfrage nach einem Kitaplatz zu reduzieren. Wir sagen genug ist genug! Kitas sind Bildungseinrichtungen und es ist unerlässlich für gerechte Bildungschancen der Kinder, dass jedes Kind unabhängig vom Geldbeutel der Eltern in einer Kita einen Platz bekommt. Und Eltern müssen die Möglichkeit erhalten zu arbeiten, denn wie sollen sie sonst die explodierenden Preise bei Miete, Energie, Lebensmitten und Mobilität finanzieren?
Foto: Roland Hägele